Creafactory® 
«Discours de 
la méthode»

33 Jahre Website

Rückblick und Ausblick von Thomas Fahrni und Claudia Gratz | 10/2024

Die Website ist 33 Jahre alt. Auf dem Weg von Web 1.0 bis Web 3.0 ist viel passiert. Ursprünglich als Plattform zum Austausch zwischen Wissenschaftlern geplant, verbindet das Medium heute vier Milliarden Menschen miteinander. Durch neue technische Entwicklungen wird die Evolution der Website ständig vorangetrieben. Dabei sieht sie sich mit immer neuen Chancen und Herausforderungen konfrontiert, wie aktuell zum Beispiel mit KI und Cyber-Kriminalität.

Die erste Website der Welt wurde 1991 am Europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf vorgestellt. Der britische Physiker Tim Berners-Lee hatte 1989 das World Wide Web entwickelt und 1990 den ersten Web-Server online gestellt. Ursprünglich sollte das WWW dem automatisierten Informationsaustausch zwischen Wissenschaftlern an Universitäten und Instituten in aller Welt dienen, nun hat es mehr als 4 Milliarden Menschen miteinander verbunden.

Die ältesten Websites

Inzwischen gibt es mehr als 1.8 Milliarden Websites. Die erste Website ist noch online, und auch die kleine Sammlung der ältesten, noch aktiven Websites des Domain-Dienstleisters Sedo.com verbreitet Retro-Feeling, denn seit den 1990er-Jahren hat sich vieles verändert. Mit Web 1.0 bis Web 3.0 gibt es drei Generationen des Webs, die jeweils unterschiedliche Entwicklungsstufen und Funktionalitäten repräsentieren. Die nahe Zukunft der Website wird unter Web 4.0 zusammengefasst, in dessen Mittelpunkt die «Zusammenführung» von Mensch und Maschine durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) steht («symbiotisches Web»).

Als der «Brockhaus» allmählich den Brockenhäusern übergeben wurde: Die Suchmaschine «AltaVista» um das Jahr 1995 (links) und die grosse Konkurrentin «Google» auf dem MAC um das Jahr 2000 (rechts)

Neue Technologien schaffen neue Standards

Neue Technologien haben die Web-Entwicklung immer wieder revolutioniert. Etwa durch «Frameworks», einen systematischen Ansatz, der die Programmierung mit vordefinierten Komponenten markant vereinfacht und beschleunigt hat. Oder zeitgemässe Programmiersprachen: Da mit Python, JavaScript, Prolog, Fortran oder Verilog die Codes inzwischen durch menschliche Sprache generiert werden können, ist die Implementierung von künstlicher Intelligenz (KI) leicht möglich. Dadurch entwickeln sich KI-gesteuerte Funktionen wie Datenanalyse, Betrugserkennung, Produktempfehlungen oder natürliche Sprachverarbeitung allmählich zum Standard.

«Mobile First»

Bereits zum Standard geworden ist der primäre Fokus auf das Nutzererlebnis, das mit zunehmendem E-Commerce an Bedeutung gewonnen hat. Schnell und überall sollen die Informationen zur Verfügung stehen, intuitiv vermittelt werden und zum Kauf animieren. Über die Hälfte des weltweiten Web-Traffics und rund drei Viertel der globalen E-Commerce-Verkäufe finden auf mobilen Geräten statt. Dank neuer Technologien können mobile-freundliche Websites gestaltet werden, die neben der Nutzerfreundlichkeit auch die Sichtbarkeit in den Suchmaschinen erhöhen. Denn seit 2016 verfolgte Google den sogenannten «Mobile First»-Ansatz und hatte bis März 2021 alle Websites entsprechend indiziert. Flexible Benutzeroberflächen, die auf allen Bildschirmgrössen und in allen Betriebssystemen und Webbrowsern funktionieren, stellen Web-Entwickler und Web-Designer nun vor immer neue Herausforderungen, besonders dann, wenn spielerische Elemente (Gamification) und virtuelle Erlebnisse in dreidimensionalen Räumen (Augmented Reality) eingebunden werden, um das Anwendererlebnis bzw. die User Experience (UX) zu steigern.

Nachhaltig leistungsstark

Damit die benötigten Datenmengen schnell zur Verfügung stehen, sorgen sogenannte «Single Page Applications» (SPAs), die alle Inhalte auf einer einzigen Seite konsolidieren und die wesentlichen Daten in Echtzeit vom Server holen, für kurze Ladezeiten. Durch die reduzierte Serverkommunikation wird nicht nur die Leistung gesteigert, sondern auch ein ökonomischer Energieeinsatz erzielt – was zum Thema Nachhaltigkeit führt, das heute neben der Cyber-Security zu den wichtigsten aktuellen Herausforderungen in der Web-Programmierung zählt.

«Sustainable Web Design» versucht, den CO2-Abdruck zu minimieren und Websites so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Bei Websites, die auf Standardkomponenten beruhen, können zum Beispiel die versteckten, nicht benötigten Skripte entfernt werden, um die Datenmenge und -grösse zu optimieren. Auch Algorithmen zur Bildkomprimierung und «Lazy Loading», das Laden der benötigten Daten in Echtzeit beim Scrollen, tragen dazu bei, den Daten- und Stromverbrauch einer Website um bis zu 50 Prozent zu reduzieren – dies, ohne die Anwendungen und damit das Nutzererlebnis einzuschränken. Eine weitere Massnahme zur nachhaltigeren Webprogrammierung ist das Green Hosting mit erneuerbaren Energien. Nicht zuletzt ist der von Google proklamierte Mobile-First-Ansatz hilfreich, da er mit mobilen Geräten auf die Alternative zu grösseren und damit energieintensiveren stationären Geräten setzt.

Disinformation as a Service – Cyber-Kriminalität

Last but not least: Cyber-Kriminalität. Lob und Tadel der KI, ist zwischen echten und falschen Nachrichten heute kaum zu unterscheiden. Dies ermöglicht es professionellen Cyber-Kriminellen, ihre Angriffe realitätsnah zu gestalten. «Disinformation as a Service» hat sich zu einem komplexen Schlachtfeld entwickelt, das vor keiner Branche Halt macht. Ein weitreichender Ansatz des Datenschutzes ist die «Zero Trust Architecture» (ZTA), die auf dem Prinzip des «niemals vertrauen, immer verifizieren» basiert. Neben der akkuraten Programmierung sind Monitoring-Tools entscheidend, aber auch die menschliche Überwachung, am besten anhand einer Checkliste: Sind die Daten ausreichend verschlüsselt, gibt es Lücken in der Zugriffskontrolle, wurden verknüpfte URLs geprüft, sind die Quellen von Modulen und Plugins sicher – diese und weitere potenzielle Sicherheitslücken müssen im Rahmen einer Web-Entwicklung sorgfältiger denn je geprüft und geschlossen werden.

Die Zukunft der Web-Entwicklung? Fragen Sie KI.

Künstliche Intelligenz hat eine neue Dimension erreicht und es ist anzunehmen, dass sie auch weiterhin eine bedeutende Rolle spielen wird, denn KI-Systeme sind nicht mehr nur Werkzeuge zur Vereinfachung von Prozessen, sondern bereits zu echten Partnern geworden. Sie analysieren riesige Datenmengen, um das Benutzerverhalten zu verstehen und schlagen entsprechende Anpassungen vor. In dem Moment aber, wo die KI zu einem autopoietischen – sich selbst organisierenden – System wird, das selbstständige Adaptionen durchführt, wird die Programmierung damit befasst sein müssen, Regeln zu definieren, um die KI in die gewünschten Bahnen zu lenken bzw. sie in ihre Schranken zu verweisen – man denke dabei an «HAL 9000», den fiktiven Computer aus dem Film «2001: A Space Odyssey», der am Ende selbst über die Geschicke bestimmt.

Neben der KI wird die Evolution der Programmiersprachen weiter voranschreiten und die Web-Entwicklung beeinflussen. Hier liegt der Fokus auf der Verbesserung von Performance und Skalierbarkeit unter Berücksichtigung neuer Technologien für die Anwendungen und wiederum auf Sicherheit. Denn neue Programmiersprachen wie zum Beispiel Rust oder Kotlin machen es von vornherein unmöglich oder zumindest viel schwieriger, bestimmte Arten von Programmierfehlern zu begehen. Auch für vorhandene Programmiersprachen wie Python wird es immer mehr Hilfen für den Programmierer geben, allfällige Fehler möglichst früh in der Entwicklung zu erkennen.

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