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«Discours de 
la méthode»

Herausforderung politische Kommunikation

von Werner Schaeppi und Oliver W. Villiger | #dialog | 03/2025

Politische Kommunikation darf in der Entwicklung ihres verbalen und visuellen Ausdrucks nicht stehen bleiben, denn sie ist nicht nur Spiegel von Zeitgeist und gesellschaftlicher Befindlichkeit, sondern prägt beides selbst nachhaltig mit.

Die politische Kampagne des überparteilichen Komitees «Wohnraum für Zug» setzt in ihrer freundlichen Zurückhaltung auch ein Zeichen für einen respektvollen und toleranten Dialog zwischen den Interessengruppen.

Als Mitautoren des politischen Diskurses stehen wir darum vor der Herausforderung, unsere Botschaften einerseits plakativ – also auffällig, einprägsam und leicht verständlich – zu gestalten, andererseits aber auch eine übergeordnete Verantwortung wahrzunehmen: Unsere Appelle und ihre Tonalität sollen dem besonderen Charakter unseres demokratischen Dialoges in der Schweiz angemessen sein – respektvoll in Sprache und Inhalt sowie, als unausweichliche Prägung des öffentlichen Raums, ästhetisch in ihrer Wahrnehmung.

Exkurs: Friedrich Schlegels «Poesie der Poesie»

Für den Philosophen der Romantik Friedrich Schlegel war Poesie auch eine selbstreflexive, sich immer wieder hinterfragende und entwickelnde Kunstform. In seinen «Athenäums-Fragmenten» formuliert er seine Theorie der Poesie als eine dynamische, unabschliessbare Tätigkeit, die sich ständig weiterentwickelt. Poesie verstand Schlegel immer auch als Entdecken und Aufzeigen der tieferen, oft widersprüchlichen Wahrheiten des Lebens und der Welt. Poesie reflektiert sich selbst und stellt das Schreiben, die Sprache und das Verhältnis zwischen Kunst und Wirklichkeit infrage. Ihre Bewegung ist die der Spannung zwischen Form und Inhalt, zwischen Realität und Ideal. Die «Poesie der Poesie» umfasst die Auseinandersetzung mit den Mitteln und Formen des Ausdrucks selbst, das ständige Überprüfen und Reflektieren der eigenen Kunst.

Was können wir von Schlegel für die politische Kommunikation zu uns herübertragen? Politische Kommunikation stets als «politische Kommunikation der politischen Kommunikation» zu verstehen, das ist es, was wir von seinem kreativen Geist mitnehmen können. Sie ist «Kommunikation und Kommunikation der Kommunikation» (analog zu Schlegel), die nie für sich selbst steht, sondern in ihrer verbalen und gestalterischen Form auf Veränderungen reagiert, sich selbst in Frage stellt und stets neu positioniert. Politische Kommunikation ist freilich keine Poesie, sondern hat einen Auftrag, dem sie ebenso gerecht werden muss, wie ihrer selbstkritischen Haltung. Und politische Kommunikation hat in ihrer gestalterischen und sprachlichen Prägung eine lange Tradition, die je nach politischer Ausrichtung sehr unterschiedlich ausfällt. In der Forschung wird diese Tradition und ihr Fortleben bis in unsere Tage als «politische Ikonografie» bezeichnet. Eine im Sinne Schlegels selbstreflexive und sensibel auf den Kontext reagierende politische Kommunikation kann sich ihrer ikonografischen Tradition bedienen, um verstanden und gehört zu werden, und diese als «sicheren Grund» für ihre Zwecke integrieren. Eine angemessene politische Kommunikation, so können wir an dieser Stelle schliessen, versteht sich als kritischer und stets angemessener Dialog im Inneren der politischen Kommunikation selbst, der Tradition, Kritikfähigkeit und Verantwortung gekonnt zusammenführt. 

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