Creafactory® 
«Discours de 
la méthode»

Im Bann der Zeichen – Anforderungen an die Signaletik

von Claudia Gratz und Oliver W. Villiger | #tools | 06/2025

Trotz der Herausforderung komplexer Orte und heterogener Zielgruppen müssen Orientierungssysteme möglichst einfach und intuitiv verständlich sein. Und weil Signaletik neben der Orientierungsfunktion auch marketingrelevante und ästhetische Funktionen zu erfüllen hat, sind eine sorgfältige Konzeption und kooperative Planung unerlässlich.

Der Punkt markiert den Standort, der Pfeil weist in die Richtung des Zielortes. Für die Orientierung in Innen- und Aussenräumen haben wir ein tradiertes Vokabular, auf das die Signaletik zurückgreift. Weil Orientierungssysteme auch an hochkomplexen Orten und für eine Vielzahl unterschiedlicher Nutzergruppen klar und intuitiv verständlich sein müssen, sieht sich die Signaletik dabei mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert. So müssen insbesondere in urbanen Räumen mit internationalem Publikum Menschen mit verschiedenen Sprachen, Menschen aus verschiedenen Kulturen, zum Teil mit verschiedenen Schriftsystemen, aber auch Kinder und ältere Menschen, Menschen mit visuellen, akustischen oder mobilen Einschränkungen etc. berücksichtigt werden. Grosse, unübersichtliche oder verwinkelte Gebäude mit verschiedenen Ebenen und Übergängen wie Bahnhöfe, Flughäfen oder Spitäler erschweren es zusätzlich, eine einfache Wegführung zu gewährleisten. Da kommen Punkte und Pfeile schnell an ihre Grenzen; zu viele Schilder verwirren, zu wenige führen zu Orientierungslosigkeit.

Signaletik muss, bei aller Differenziertheit in der Ausgestaltung, ins Auge springen. Deshalb müssen alle Elemente unmittelbar als dem System zugehörig interpretiert werden können. Neben der Orientierungsfunktion hat Signaletik spezifische Anforderungen an Ästhetik und Marketing zu erfüllen, da sie die Architektur und die Identität eines Gebäudes oder Ortes tangiert. Die Kunst einer gelungenen Signaletik besteht also darin, alle Aspekte der Ausgestaltung als für die Orientierung relevant zu betrachten, die Anforderungen an Ästhetik und Marketing sorgfältig abzuwägen und in das Orientierungssystem zu integrieren. Dafür ist eine sorgfältige Konzeption und Abstimmung zwischen Bauherrschaft, Planern, Betreibern, Architekten und Designern unerlässlich.

Praxisbeispiel: Marke und Signaletik im Quartier Ziegeleipark

Das Quartier Ziegeleipark entsteht als Wohnquartier mit einem Anteil Gewerbe auf dem Areal einer ehemaligen Ziegelei vor den Toren Luzerns. Die ehemalige Betreiberin der Ziegelei, die AGZ Ziegeleien AG, ist seit über 100 Jahren am Standort. Sie hat das Areal zusammen mit einer anderen Eigentümerschaft, der Anlagestiftung Turidomus, überbaut und bewirtschaftet ihren Teil der Liegenschaft selbst. Das Bekenntnis zum Standort, zu Nachhaltigkeit und naturnahem Wohnen, aber auch zu Vielfalt und Urbanität prägt die Marke Ziegeleipark.

Neben der Orientierungsfunktion erfüllt die Signaletik im Ziegeleipark ästhetische und marketingrelevante Funktionen

Die Signaletik erfüllt im Ziegeleipark verschiedene Funktionen und tritt vielgestaltig auf. Sie unterstützt die Architektur sowie die unterschiedlichen Nutzungen und Wohnkonzepte und repräsentiert dabei immer auch die Marke Ziegeleipark. Zum Beispiel befindet sich das Quartier in der Nachbarschaft des Campus Technik & Architektur der Hochschule Luzern, weshalb eines der Gebäude unter anderem für eine studentische Nutzerschaft geplant wurde. Mit seinem Angebot und der diesbezüglichen Ausgestaltung bedarf es einer lebendigen, pointierten Signaletik, die entsprechend markant in Szene gesetzt ist. Zurückhaltend hingegen fällt die Signaletik eines anderen Wohnkomplexes aus. Hier erfordern die gediegene Gesamtgestaltung der Gebäude und der Fokus auf eine eher gehoben-mittelständische Nutzerschaft einen diskreten, eleganten Auftritt.

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